Heute arbeiten oftmals bis zu vier Generationen gemeinsam in einem Unternehmen. Sie begegnen sich u.a. in Teams, Schnittstellen und Projektgruppen. Jede Generation zeichnet sich durch typische Werte, Vorlieben, Arbeits- und Lebensvorstellungen, Erfahrungen und Perspektiven aus. Und genau diese Vielfalt führt immer wieder zu Konflikten und Unverständnis.
Wenn es gelingt, die unterschiedlichen Generationen näher zusammen zu bringen und damit vorhandene Ressourcen noch besser zu nutzen, dann wird Generationenvielfalt zum Erfolgsfaktor eines Unternehmens. Im Folgenden bekommen Sie einige Tipps, wie Sie Ihre Unternehmenskultur in diese wettbewerbsfähige Richtung verändern können.
Doch bevor wir tiefer in die Thematik einsteigen, mag ich eines vorweg nehmen: In dem Moment, in dem wir beginnen von “Generationen” zu sprechen, bedienen wir uns i.d.R. einer sehr starken Vereinfachung, die niemals alle Vertreter:innen ihrer Zeit einschließen kann. Daher sehen Sie es mir nach, wenn Sie im Folgenden feststellen, dass einiges des Geschriebenen nicht auf Sie persönlich zutrifft. Ohne diese Vereinfachung ist es nicht möglich von Häufungen und Trends zu sprechen. Daher bedienen wir uns dieser ganz bewusst und regen grundsätzlich dazu an offen zu bleiben und nicht zu eng in Schubladen zu denken.
Generationen und deren typische Werte
Nehmen wir uns einen Moment Zeit und lassen uns von einer Definition des Begriffs “Generation” inspirieren, wie z. B. die der Soziologie, die Generationen als “die Gesamtheit von Menschen ungefähr gleicher Altersstufe mit ähnlicher sozialer Orientierung und einer Lebensauffassung, die ihre Wurzel in den prägenden Jahren einer Person hat” * beschreibt… Dann wird schnell klar: Eine Generation ist ein Produkt der Zeit, in der sie aufgewachsen ist. Politische, wirtschaftliche, technologische und kulturelle Einflüsse führen zu unterschiedlichen Grundvoraussetzungen und Ansprüchen. Wenn man das versteht, dann wird es oftmals leichter, die Unterschiede, die sich u.a. im Wertesystem der Generationen zeigen, zu verstehen und ihnen gegenüber tolerant zu sein. Denn wenn wir ehrlich sind, dann gibt es doch immer wieder Aussagen (ob ausgesprochen oder “nur” gedacht) wie “Die Jungen, die sind nur noch auf Sinnsuche und haben kein Gespür für “harte” Arbeit!” oder auch “Die Erfahrenen sind unflexibel, wollen nicht mehr lernen und halten an alten Systemen fest”.
Unterschiedliche Generationen in Unternehmen begegnen sich immer wieder mit Unverständnis. Die Jungen und Erfahrenen, die sich in Teams und Schnittstellen begegnen, unterscheiden sich nicht nur im Alter, sondern auch u.a. im Lebens- und Arbeitsstil. Jede Generation wurde – aufgrund der Zeit, in der sie aufgewachsen ist – mit unterschiedlichen Werten sozialisiert.
Die erfahrenen Kolleg:innen sind oft von einem hierarchischen Arbeitsstil, Durchsetzungskraft und materieller Sicherheit geprägt. Die Jüngeren suchen erfahrungsgemäß einen Sinn in ihrer Arbeit, zeichnen sich durch ein hohes Feedback- und Kommunikationsbedürfnis aus und sehen in der Arbeit einen anderen Stellenwert (Arbeit muss in die Lebensvorstellungen passen und nicht umgekehrt). Die Bereitschaft sich für die Arbeit “aufzuopfern” ist sehr unterschiedlich, wenn wir die Generation der Babyboomer, der Generation X, Y und Z betrachten, was sich völlig wertungsfrei in vielen mittelständischen Unternehmen und Konzernen feststellen lässt.
Vom Babyboomer und der Generation X…
Die Wertesysteme der unterschiedlichen Generationen entstehen u.a. aus den Entwicklungen in der Welt (politisch, wirtschaftlich, technologisch) und den damit direkt oder indirekt verbunden persönlichen Erfahrungen. Fragt man Babyboomer (geboren 1946 – 1964) nach ihren Werten, so erhält man vermehrt Antworten in Richtung Idealismus, Loyalität, Sorgfalt und Karriereorientierung. Sie verhalten sich häufig team- und karriereorientiert. Arbeit nimmt laut Umfragen einen hohen Stellenwert in ihrem Leben ein.
Befragen wir die Folgegeneration, die Generation X (geboren 1965 – 1979), nach ihren Werten, tauchen Begriffe wie Autonomie, Erfolg, Flexibilität, Individualismus, Produktivität, Professionalität und Zielorientierung auf. Die Generation X nennt Werte wie Ergebnisorientierung, Eigenständigkeit und stellt Unternehmensziele oftmals über die eigenen.
Über Generation Y bis hin zu den Alphas?
Der Generation Y (geboren 1980 – 1995) ist laut Umfragen Abwechslung, Beteiligung, Lifestyle, Nachhaltigkeit, Selbstverwirklichung, Sinnstiftung, Spaß, Transparenz, Zugehörigkeit und Zusammenarbeit im Team besonders wichtig. Vertreter:innen dieser Generation sind mit neuen Technologien aufgewachsen, sie sind online-affin und wünschen sich einer sinnstiftenden Arbeit nachzugehen und mögen es, diese mit dem Privatleben zu verbinden.
Die Werte der Generation Z (geboren ab 1996) bestehen wiederum eher aus Integrität, Sicherheit, Sparsamkeit, Stabilität, Unternehmergeist, Freiheit, Zweckmäßigkeit. In dieser Generation wird wieder eine stärkere Trennung zwischen Beruf und Privatleben gefordert. Wobei die Abgrenzung der Generationen Y und Z noch recht schwer auszuarbeiten ist, Trends zeichnen sich dennoch bereits ab.
Die folgende Generation wird Alpha genannt (geboren ab 2010) und wird für die Unternehmenswelt in den kommenden Jahren relevant. Daher lohnt es sich frühzeitig neugierig zu sein. Was heute schon klar ist, ist dass digitale Technologien diese Generation sehr stark prägen. Die analoge Welt rückt für diese Generation immer weiter in den Hintergrund. Schon Kleinkinder kommen mit Smartphones, Tablets und virtuellen Familienfesten in Berührung (ja, auch die sozialen und kulturellen Auswirkungen der Pandemie werden in der Generation Alpha spürbar werden).
Ich mag an dieser Stelle nochmal an die einleitenden Sätze erinnern, in denen ich davor gewarnt habe, dass mit diesen Vereinfachungen nicht alle Vertreter:innen einer Generation angesprochen werden können. Wenn Sie beim Lesen gerade dachten “also das trifft aber nicht auf mich zu!” dann ist das absolut richtig und gut so.