„Dieses Teammitglied regt mich so richtig auf und bringt mich echt auf 180!”

Kommen Ihnen solche Gedanken bekannt vor? Vielleicht lächelt die Person Sie jetzt genau in diesem Moment auch noch freundlich an, so als ob nichts wäre. Unfassbar! Sie kennen sie sicher auch, Situationen, die Sie echt auf 180 bringen und über die Sie noch tagelang nachdenken und grübeln. Das ist nicht nur energieraubend, sondern kann auch echt frustrierend sein. Schlimm wird es dann, wenn sich dieser Frust anstaut.

Oft erlebe ich es hautnah innerhalb von Teams und Organisationen: Mitarbeitende sind dann oft unglücklich, möchten ihre Arbeitszeiten reduzieren oder haben vielleicht sogar bereits innerlich gekündigt und schauen sich nach neuen Herausforderungen um.

Vielleicht ist sogar die Stimmung innerhalb des Teams getrübt, da die anderen merken, etwas stimmt nicht. Vielleicht haben sich Grüppchen gebildet. Vielleicht streiten Teammitglieder aber auch.

Eins ist klar, schön ist es für keinen! Hinzu kommt, dass sich dies weder positiv auf den Teamerfolg noch auf die Teamkultur auswirkt. Indirekt leidet sogar der Unternehmenserfolg darunter. Denn wer kann es sich heute schon erlauben, gute Mitarbeitende zu verlieren und schlechte Ergebnisse wegen solchen “Ablenkungen” zu liefern? Vielleicht denken Sie sich jetzt, “naja, solche Situationen gehören halt einfach dazu” oder Sie fragen sich, was man dagegen tun kann?

Sind wir mal ehrlich, höchstwahrscheinlich ahnt “dieser eine Kollege oder diese eine Kollegin” gar nicht, dass er oder sie gerade etwas getan hat, was Sie innerlich zum „Brodeln“ bringt. Wahrscheinlich ahnt die Person nicht einmal, dass Sie so frustriert sind. Und manchmal kommt es ja auch vor, dass wir selbst gar nicht wissen, was uns gerade so sauer macht oder warum wir gerade so frustriert sind. Eins kann ich Ihnen jedoch versprechen, auch wenn es im ersten Schritt schwierig ist: Es lohnt sich, genau hinzuschauen und die Themen offen anzusprechen! 

Deshalb arbeiten wir mit den Teams häufig an ihrer gemeinsamen Feedbackkultur.

Warum und wofür lohnt es sich, an einer starken Feedbackkultur innerhalb von Teams zu arbeiten?

    Eine offene Feedbackkultur zeigt nicht nur Wertschätzung im Team und ist “Arbeiten auf Augenhöhe”, sondern es gibt den Mitarbeiter:innen auch eine Chance, zu lernen, zu wachsen und sich persönlich weiterzuentwickeln. Und sind wir doch mal ganz ehrlich, sind Wachstum und Weiterentwicklung nicht ein Grundbedürfnis von uns Menschen, genauso wie Verbundenheit?

    Oft erlebe ich es, dass sich Teammitglieder oder Mitarbeitende beschweren: 

    • “Ich erhalte kaum Feedback, ich weiß gar nicht, was meine Kolleg:innen über unsere Zusammenarbeit denken”
    • “Am Ende des Tages weiß ich nicht, ob ich einen guten Job mache oder eben nicht”. 

    Irgendwie traurig, oder?

    Meine Erfahrung ist, dass es sehr demotivierend sein kann, kein Feedback zu bekommen. Auf der anderen Seite kann Feedback auch extrem motivierend sein und starke Teams aufbauen. Es verstärkt nicht nur Beziehungen, sondern das Verständnis untereinander und verbessert dadurch auch die Zusammenarbeit. Natürlich hat Feedback weitere Vorteile, beispielsweise gibt es Orientierung, fördert Kreativität und neues Denken, da sich die Teammitglieder sicher fühlen und die Reaktionen der anderen einschätzen können. Wie wertvoll ist das in unserer heutigen VUCA-Welt? Und zu guter Letzt vermeiden offene und ehrliche Gespräche das Aufstauen von Frust!

    Wenn Feedback geben und nehmen so viele Vorteile bringt, stellt sich nur noch die Frage:

      Was hindert uns daran, Feedback zu geben?

        Es scheint, als ob es nicht so leicht ist, Feedback zu geben. Oder zumindest so, als ob es uns mal leichter fällt, mal schwieriger – je nach Kontext und je nachdem, welche Person das Feedback erhalten soll. Klar erfordert es Mut, offenes und ehrliches Feedback zu geben! Vielleicht löst das Wort Feedback auch bei Mitarbeitenden ein mulmiges Gefühl oder sogar eine Abwehrhaltung aus.

        Je nachdem, welche Erfahrungen sie bereits in Bezug auf Feedback gemacht haben. Leider wird Feedback auch häufig mit Problemen gleichgesetzt. Das resultiert daher, dass Feedbackgespräche oft nur dann initiiert werden, wenn es um Kritik und negative Rückmeldungen geht. Was löst der Begriff Feedback bei Ihnen aus? Sie können ja mal kurz für sich reflektieren, was Sie mit dem Begriff Feedback verbinden und welche Situationen Ihnen dazu einfallen!

          Jedoch ist es unheimlich wertvoll für Unternehmen, eine Feedback-Kultur zu etablieren, die Veränderungen fördert und sich dann wiederum gewinnbringend auf den Organisationserfolg einzahlt. In diesem Sinne kann Feedback sowohl positiv als auch kritisch sein! Das Positive verstärkt, was wir beibehalten sollen oder noch mehr machen sollen. Wohingegen das kritische Feedback Wachstumspotenziale aufzeigt!

            An dieser Stelle möchte ich hervorheben, dass Feedback immer dann eine Rolle spielt, wenn es eine Relevanz hat, beispielsweise für Sie persönlich oder unternehmerisch: 

            • Wenn uns Dinge auffallen, wo wir denken, dass wir oder eine andere Person daraus lernen kann
            • Wenn es uns emotional beschäftigt oder auf die Palme bringt, beispielsweise wenn es deine Leistung beeinflusst
            • Wenn wir Lob denken, dann sollten wir auch Lob aussprechen
            • Wenn es eine Auswirkung auf mich, auf die Teamprozesse oder -kultur oder das Unternehmen selbst hat?
            • Wenn uns Rollen, Erwartungen oder Prozesse klar sind und wir hier Wachstumspotenziale sehen

            Das ist nur eine kleine Auswahl, vielleicht fallen Ihnen noch weitere Dinge ein, wann Feedback Relevanz hat!

              Warum ist eine konstruktive, zukunftsgerichtete Feedbackkultur wichtig?

              Feedback sollte niemals einen Rückschritt bedeuten, sondern immer ein Vorankommen oder das Wachstum jedes Einzelnen bekräftigen. Es sollte nicht einfach “aus Trotz” gegeben werden, sondern eine ehrliche Rückmeldung für die persönliche Weiterentwicklung und Orientierung jedes Einzelnen sein. Aus meiner Erfahrung heraus wird dies sogar unheimlich von Teammitgliedern geschätzt, da ihnen geholfen wird, ihr volles Potential zu entfalten. Zudem kann es die Bindung zum Team und der Organisation stärken, sofern Feedback als Chance zum Wachstum begriffen wird und das wiederum eine offene, wertschätzende Kultur den Teamzusammenhalt unheimlich fördern kann.

                Wie können wir uns Feedback geben?

                Hier möchte ich euch noch eine Methode an die Hand geben: Die WWW-Methode, mit der wir sowohl kritisches als auch positives Feedback zeitnah geben können.

                  Wahrnehmung

                  Was? Situation und gezeigtes Verhalten konkret beschreiben
                  Beispiel: “Mir ist aufgefallen, dass Du in den letzten zwei Wochen Informationen zum Thema XYZ nicht oder erst verzögert an mich weitergeleitet hast.”

                  Wirkung / Konsequenz

                  Was? Welche Auswirkung/Konsequenzen hat das Verhalten / Wie empfinde ich das gezeigte Verhalten
                  Beispiel: “… mir fehlen dann bei der Bearbeitung wichtige Infos. Das ärgert mich in der Situation, weil ich meine Arbeit nicht abschließen und fertig machen kann.”

                  Wunsch / Erwartung

                  Was? Gewünschtes/erwartetes Verhalten beschreiben
                  Beispiel: “Ich möchte gerne, dass Du mir in Zukunft die Informationen zum Thema XYZ zeitnah weiter leitest. Können wir uns darauf einigen?”

                  Was ist beim Feedback geben und nehmen wichtig?

                  Natürlich gibt es typische Do’s und typische Don’ts in der Gesprächsführung.

                    Meine 3 Tipps für absolute Do’s: 

                    • ICH-Botschaften formulieren 
                    • Ziel kontinuierlich im Blick behalten 
                    • Partnerschaftliche Haltung und Augenhöhe

                      Meine 3 Hinweise für absolute Don’ts: 

                      • DU-Botschaften: Du hättest auf jeden Fall…; ständig musst Du…
                      • Herunterspielen: Das ist doch nicht so schwierig/schlimm 
                      • Unterstellungen und Bewertungen: Du regst dich ja nur auf, weil…; das liegt nur daran, weil Du…

                        Natürlich gibt es viele weitere Do’s und Don’ts.

                        Hier sind noch ein paar Einblicke, was uns im Digitale Kultur Geschäftskreis besonders wichtig beim Feedback geben und nehmen ist, vielleicht inspiriert es dich und dein Team: 

                        • Wir wollen uns kein Feedback über Dritte geben, sondern direkt im 1:1
                        • Wir legen Wert auf konstruktives Feedback (siehe “Warum ist konstruktives, zukunftsgerichtetes Feedback wichtig?”) 
                        • Ich-Botschaft – Spreche von dir!
                        • Zeitnah (so schnell wie möglich) und konkret, aber im passenden Rahmen
                        • Verallgemeinerungen (Immer, Muss, häufig) vermeiden

                        Viel Spaß beim Feedback geben und nehmen!

                          Autorin dieses Artikels

                          Die Autorin dieses Artikels ist Janna Wurdig, aus dem Bereich Digital Culture. Mit viel Leidenschaft, neuen Impulsen und Inspiration, sowie einer systemisch agilen Sicht auf die Dynamik in Teams unterstützt sie mutige Entscheidungen, Entwicklungen und neues Denken.

                          Janna Philipp, Senior Consultant Digital Culture bei esentri AG

                          Janna Wurdig
                          Senior Consultant Digital Culture

                          Nele Kreyßig, Director Digital Culture bei esentri AG

                          Nele Kreyßig
                          Lead Digital Culture

                          Wie sieht es mit der Feedbackkultur in Ihrem Unternehmen aus?

                          Die positiven Auswirkungen von einer gelebten Feedbackkultur haben wir im Artikel bereits vorgestellt. Dennoch wissen wir aus Erfahrung, dass die Etablierung einer Feedbackkultur nicht immer einfach ist, weshalb wir als Trusted Advisor mit Teams zusammenarbeiten, die das Potenzial von Feedback geben und nehmen voll ausnutzen möchten.

                          Lassen Sie uns in einem Gespräch über Ihre Herausforderungen sprechen und wie wir diese gemeinsam lösen können.