Die Bedeutung von Nachhaltigkeit für Unternehmen ist in den letzten Jahren exponentiell gewachsen, und dank neuer regulatorischer Anforderungen sind zukünftig weitaus mehr Unternehmen als bisher verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Doch welche Veränderungen ergeben sich durch die Pflicht für mittelständische Unternehmen? Unser Artikel beleuchtet die geltenden Anforderungen und Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung und erklärt, welche Chancen die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit für KMUs mit sich bringt.

Die rechtlichen Grundlagen der Nachhaltigkeitsberichterstattung

Das Inkrafttreten der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bedeutet für Unternehmen in Deutschland eine deutliche Ausweitung der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Neben den bisher bereits von der Non-Financial Reporting Directive betroffenen werden zukünftig auch kapitalmarktorientierte kleine und mittelständische Unternehmen berichtpflichtig und müssen anhand verbindlicher EU-Standards einen umfassenden Nachhaltigkeitsbericht in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung erstellen.

Zeitplan der Umsetzung

Laut den Vorgaben der EU-Institutionen greift die Pflicht zum Nachhaltigkeitsbericht ab dem 1. Januar 2024 für die Veröffentlichung von Geschäftsberichten, die die Berichtsperiode 2023 betreffen.

Welche Unternehmen sind betroffen?

Die neue Richtlinie umfasst die Pflicht zur Veröffentlichung von Informationen für Unternehmen, die zwei der drei folgenden Kriterien erfüllen:

  • Bilanzsumme von mindestens 20 Millionen Euro
  • Nettoumsatzerlöse von mindestens 40 Millionen Euro
  • mindestens 250 Beschäftigte.

Eine detaillierte Aufstellung der Anforderungen rund um die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bietet unser Magazinbeitrag CSRD – Corporate Sustainability Reporting Directive: Was Unternehmen zur Berichterstattung wissen müssen

Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)

Wesentliche Eckpunkte der Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMUs

Die CSRD erfordert eine umfassende Berichterstattung, die sowohl die interne als auch die externe Perspektive berücksichtigt. Unternehmen sind nunmehr dazu verpflichtet, sowohl über die Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeiten auf die Gesellschaft, die Umwelt und das Klima zu berichten als auch über externe Einflüsse, die sich negativ auf das Unternehmen auswirken können, wie beispielsweise finanzielle Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel oder dem Verlust der Biodiversität.

Darüber hinaus sieht die CSRD vor, dass Unternehmen über ihre Nachhaltigkeitsziele und -kennzahlen berichten müssen. Gemäß den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) werden Unternehmen aufgefordert, bis zu 1144 quantitative und qualitative Datenpunkte in ihren Berichten standardisiert zu erfassen.

Eine weitere Anforderung ist, dass die Nachhaltigkeitsberichterstattung von einem akkreditierten, unabhängigen Prüfer mit begrenzter Sicherheit überprüft werden muss.

Zukünftig wird auch die Kennzeichnung nachhaltigkeitsbezogener Informationen gemäß der ESEF-Verordnung eingeführt. Dies bedeutet, dass Finanz- und Nachhaltigkeitsberichte in einer EU-weiten digitalen Datenbank, dem sogenannten „European Single Access Point“, hochgeladen werden müssen.

Chancen und Vorteile der Nachhaltigkeit für KMUs

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung dient nicht nur der Erfüllung gesetzlicher Vorschriften, sondern eröffnet mittelständischen Unternehmen auch eine Vielzahl von Chancen und Vorteilen:

  • Transparenz und Vertrauen: Die Offenlegung nicht-finanzieller Informationen schafft Transparenz. Das Aufzeigen der gelebten Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft fördert das Vertrauen von Investoren, Kunden und anderen Stakeholdern.
  • Risikomanagement: Nachhaltigkeitsberichte ermöglichen es Unternehmen, Umwelt- und soziale Risiken besser zu identifizieren und zu managen.
  • Wettbewerbsvorteil: Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsbemühungen effektiv kommunizieren, können sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, da viele Kunden und Geschäftspartner verstärkt nach nachhaltigen Lösungen suchen.
  • Stärkung der Employer Brand: Engagement hinsichtlich Nachhaltigkeit kann die Motivation der Mitarbeitenden steigern und dazu beitragen, talentierte Fachkräfte anzuziehen und zu halten.
  • Kosteneinsparungen: Nachhaltige Maßnahmen können langfristig Kosten reduzieren, sei es durch effizienteren Ressourceneinsatz, Energieeffizienz oder Abfallreduzierung.

Insgesamt können KMUs durch die gezielte Umsetzung von Nachhaltigkeit nicht nur ihre soziale und ökologische Verantwortung wahrnehmen, sondern auch langfristigen geschäftlichen Erfolg erzielen.

Nachhaltigkeit ist nicht nur eine gesetzliche Verpflichtung, sondern auch eine Chance für Unternehmen, langfristigen Erfolg zu sichern und positiv auf die Gesellschaft und die Umwelt einzuwirken. Die Nachhaltigkeitsberichterstattung in Deutschland ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung und sollte von Unternehmen ernst genommen werden, unabhängig von ihrer Größe.

„Man wird nicht über Nacht komplett nachhaltig. Jedes Unternehmen hat dort einen Weg zu gehen.“

Christoph Hein, Network-Coordinator, DB Systel GmbH
im TwinSights Podcast

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Julian Thoma, Senior Twin Transformation Advisor, esentri AG

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